Auf dem Foto beobachten
wir den 1874-1883 erfolgten Abbruch des riesigen
Bürgerspitalszinshauses, das mit 220 Wohnungen
das größte Mietzinshaus seiner Zeit
darstellte. Dort wo sich noch bis 1833 das Geschäft
des Klaviermachers Ferdinand Mayer befindet,
wird sich ab 1884 der von Karl König erbaute
"Philipphof" erheben. Die Baulücke
rechts daneben ist die entstehende Tegetthoffstraße
(benannt nach Albrechts Kriegskammeraden, dem
"Sieger von Lissa"), die den Albrechtsplatz
mit dem Neuen Markt verbinden wird. Das heutige
Foto lässt uns direkt zum Hotel Europa
durchblicken, damals noch Gasthaus "Blauer
Hirsch", ab 1896 dann Standort des Hotels
"Meißl und Schadn". In dessen
Speisesaal wird am 21. Oktober 1916 Ministerpräsident
Graf Stürgkh, der seit Ausbruch des ersten
Weltkriegs ohne Parlament regiert, vom Sozialdemokraten
Friedrich Adler erschossen. Das Todesurteil
gegen Adler wird allerdings nicht mehr vollstreckt:
1918 wird die Republik ausgerufen. 1919 der
(mitllerweile in kaiserlichen Familienbesitz
gelangte) Philipphof and den Kriegsgeschädigtenfonds
übertragen, und 1920 wird der Platz selbst
in "Revolutionsplatz" umbenannt.
Erst nach dem Ende der Republik
1934 erhält er seinen heutigen Namen "Albertinaplatz"
- nach der berühmten grafischen Sammlung
Alberts von Sachsen-Teschen im Palais Taraouca,
das sich auf Erzherzog Albrecht vererbt hatte.
Der Name bleibt somit gleichsam in der Familie,
und auch die Habsburger erhalten 1936 den Philipphof
zurück - bis zur neuerlichen Enteignung
1938, diesmal durch die Nationalsozialisten,
auf deren Einmarsch wenig später der neue
Krieg folgt. Am 12. März 1945 wird fast
das gesammte Arsenal in einem katastrpphalem
Bombenangriff zerstört; der Philiphof begräbt
an die 300 Tote unter seinen Trümmern.
Seit 1988 befindet sich an seinem ehemaligen
Standort Alfred Hrdlickas "Mahnmal gegen
Krieg und Faschismus". In den ganz links
stehenden "Stein der Republik" ist
der Text der Unabhängigkeitserklärung
vom 27. April gemeißelt.
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